Alte Bekannte

Es kloppft an der Tür. Es klopft häufig an dieser Tür. Nicht mehr so häufig wie früher, aber oft. Es ist eine überaus große und schwere Tür; Eichenholz, mit einem silbernen Türknauf in Form eines Wolfkopfes. Sie hat drei schwere metallene Sicherheitsriegel und ein Gußeisernes Hängeschloss. Sie macht einen beinahe unüberwindbaren Eindruck. Es ist offensichtlich, dass hier jemand nicht möchte, dass sie leicht zu öffnen ist.

Obwohl sie so weit weg ist, kann ich das Klopfen laut und deutlich hören. „Ist es nicht so langsam an der Zeit die mal auszuhängen?“, frage ich mich, leicht angenervt, schaukelnd auf meinem Lesesessel. Das prasselnde Kaminfeuer lädt dazu ein hier weiterhin bequem sitzen zu bleiben.

„Ich verstehe warum du das denkst. Aber ich hab die nicht ohne Grund dahin gezimmert. Das war viel Arbeit. Überlege bitte als gründlich ob du das für eine gute Idee hältst. Wenn die einmal weg ist, wird es ewig dauern die wieder aufzubauen.“ Eine Stimme hinter mir berät mich in angenehm weichem, fast schon väterlichem, Tonfall.

„Ja, dachte ich mir fast. Ich will deine ganze Arbeit auch auf keinen Fall zu Nichte machen. Was hältst du davon wenn wir wenigstens die Schlösser ein wenig reduzieren? Dann ist es nicht jedes mal so müßig jemanden reinzulassen.“

Der Mann hält einen Moment inne. Er strahlt dabei eine Ruhe aus die seines Gleichen sucht. Seine Stimme zu hören würde auch den größten wildgewordenen Bullen beruhigen. Seine Präsenz allein lässt schon jeglichen Stress von mir abfallen. Ich hoffe dass er meine Idee für gut befindet.

„Du hast natürlich stets die freie Wahl mit deinem Haus zu machen was du möchtest, aber gerade bei der Sicherheit bin ich froh wenn du dich beraten lässt. Nun, los, nimm das Hängeschloss ruhig ab. Das hab ich primär aufgehangen weil es der Tür einen gewissen Charme verleiht, haha!“. Der Mann lacht.

„Ehm, okay, ja dann“, sage ich, überrascht über den unerwarteten, wenn auch kleinen, Gefühlsausbruch.

Ich stehe auf und humple zu der Tür. Ich öffne das Schloss und hänge es ab. Es ist so schwer, dass es mir aus der Hand fällt. Ich beginne die Stahlriegel nach und nach zur Seite zu schieben.

Eins.

Zwei.

Drei.

Ich führe gerade die Hand zum Türknauf als rechts, um die Tür herum, eine Katze rein kommt, an mir vorbei geht und mich anschließend von meinem Sessel aus anmiaut. Sie kratzt an meinem Sessel herum und macht es sich gemütlich.

„Hu, du schon wieder.“, sage ich mit einem Lächeln wie nur das Kätzchen es mir hervorlocken könnte. „Schön dass du da bist, ich habe dich zu lange nicht gesehen.“

„Miau!“